Blizzard will Spielerforen auf Realnamen umstellen
Spielehersteller Blizzard, unter anderem verantwortlich für das Online-Rollenspiel World of Warcraft, hat angekündigt, Beiträge in den Spielerforen des Hauses demnächst nur noch mit realen Vor- und Nachnamen der Teilnehmer zu veröffentlichen.
Mit heftigen Protesten haben Teilnehmer der Blizzard-Spielerforen auf Pläne des Computer- und Videospieleherstellers zur Änderung der Forenbedingungen reagiert. Im Zuge einer stufenweisen Umstellung der verschiedenen Foren wollen die Betreiber neue Beiträge nur noch mit den realen Vor- und Nachnamen ihrer Verfasser, also nicht mehr unter Pseudonymen online erscheinen lassen.
Die Änderungspläne betreffen alle von Blizzard in Europa und den USA betriebenen Foren zu den hauseigenen Spielen, also auch das besonders stark frequentierte World-of-Warcraft-Forum. Nach Aussagen von Forenadmins sollen allerdings bereits pseudonym veröffentlichte Altbeiträge nicht etwa plötzlich mit Klarnamen erscheinen. Der Klarnamenzwang soll vielmehr für neu verfasste Beiträge nach dem Umstellungszeitpunkt gelten. Wer möchte, kann zusätzlich auch den Namen seiner Spielfigur (Charaktername) erscheinen lassen.
Den Anfang sollen die Foren zu dem für 27. Juli angekündigten StarCraft II machen – pünktlich zum Veröffentlichungstermin des Science-Fiction-Strategiespiels soll eine neue Community-Seite mit den umgestellten Foren online gehen. Die Foren zu World of Warcraft (WoW) sollen später umgestellt werden, und zwar im Vorfeld der Veröffentlichung der dritten WoW-Erweiterung "Cataclysm". Die sogenannten klassischen Battle.net-Foren einschließlich der Diskussionsrunden zu den SpielenDiablo II und Warcraft III sollen entgegen zunächst verbreiteten Gerüchten ebenfalls von der Umstellung auf Klarnamen betroffen sein. Ende Juli sollen sie innerhalb des neuen Battle.net in einen Sonderbereich für Legacy-Titel umziehen.
Im Zuge der Neugestaltung von Blizzards Online-Spieleportal Battle.net ist das sogenannte Freundschaftssystem eingeführt worden, das bereits mit Klarnamen operiert ("RealID"). Spieler können einander in den Spielen mit vollem Namen sehen und einander anschreiben. Dies ist auch spielübergreifend möglich -- etwa zwischen Starcraft- und WoW-Spielern. Mit der geplanten Forenumstellung streben die Betreiber nun eine verstärkte Integration der Community-Funktionen an; auch eine Zusammenarbeit mit Facebook ist angekündigt – das alles erscheint jedoch nicht als primärer Grund für die Umstellungspläne.
Den Aussagen von Blizzard-Mitarbeitern zufolge wollen die Forenbetreiber durch die Klarnamenpflicht in erster Linie die Flamewars und Troll-Attacken eindämmen, die angeblich in den vergangenen Monaten überhand genommen haben. Man geht davon aus, dass Teilnehmer, die mit ihrem realen Namen für ihre Äußerungen geradestehen müssen, sich stärker um Netzdisziplin bemühen als diejenigen, die unter dem Schutz der Anonymität unter einem Pseudonym posten können. Auch die Blizzard-Mitarbeiter werden unter ihren realen Namen erscheinen. Erboste Forenteilnehmer haben anhand eines inzwischen namentlich bekannten Blizzard-Mitarbeiters aus den USA gezeigt, wohin dies führen kann – freilich setzt das voraus, dass die Betreffenden auch in anderen Bereichen des Netzes allzu freigiebig mit ihren persönlichen Daten umgegangen sind.
Bislang war es üblich, dass Forenteilnehmer grundsätzlich unter Pseudonymen wie "Jtgarrett", "Knibble" oder "Webkick" posteten, wobei gegebenenfalls zusätzlich der Name der Spielfigur (Charaktername) und deren Zugehörigkeit zu einer Spielergruppe erschien. Künftig soll der Charaktername nur noch auf Wunsch gezeigt werden, der Realname allerdings verpflichtend. Auf diese Weise, so die Argumentation von Blizzard, sei nicht zwingend eine Verknüpfung von Spielfigur und Person erkennbar. Was besonders die Besorgnis vieler Forenteilnehmer geweckt hat, ist der Umstand, dass der Lesezugriff auf die Foren keinen Beschränkungen unterliegt. Wenn dies auch für die auf Klarnamen umgestellten Diskussionen gelten sollte, könnte jedermann – auch von außerhalb der Spielergemeinde – jederzeit eine Zuordnung von Äußerungen und realen Personennamen vornehmen. Auch Suchmaschinen wie Google erfassen die Forenäußerungen.
Aus rechtlicher Sicht befindet sich Blizzard zunächst einmal in einer komfortablen Position. Es gibt für die Spieler keinen Zwang, die Foren zu nutzen – wer nur online spielen will, kann dies auch ohne öffentliche Preisgabe seines Realnamens tun. Darauf weisen Blizzard-Mitarbeiter auch in den Online-Diskussionen hin. Die Forenbetreiber haben grundsätzlich das Recht, in ihren Teilnahmebedingungen eine Veröffentlichung von Forenbeiträgen nur unter Klarnamen vorzusehen, auch wenn dies vielleicht zur Folge haben könnte, dass sich viele bislang aktive Teilnehmer enttäuscht zurückziehen. (psz)